Ein Jahr im Schätzchen

Nun bin ich schon etwas über ein Jahr „wohnungslos“ und bereue keine einzige Minute davon.

Im Juli 2022 gab ich meinen festen Wohnsitz zugunsten des Schätzchens auf. Seit dem wohne, arbeite und lebe ich nun im Wohnmobil. Viele Menschen stellen sich das mobile Leben ziemlich problematisch vor. Ich kann dazu sagen, ja – es ist nicht ganz einfach. Aber auch nicht wirklich problematisch. Es ist alles in allem recht überschaubar. Die „Probleme“, über die ich mir im Vorfeld Gedanken gemacht habe, konnten relativ einfach gelöst werden oder stellten sich gar nicht dar.
Das wichtigste für einen „arbeitenden Vagabunden“ ist, ein „wohlgesonnener Arbeitgeber“. Dabei ist es nicht mal unbedingt offiziell die Firma selbst sein muss. Die wird sich wahrscheinlich auf „unlösbarere Probleme“ berufen. (Steuerrecht, Versicherung, Datenschutz, Arbeitszeiten usw.) Wenn die direkten Vorgesetzten allerdings jemanden wirklich zum ARBEITEN brauchen, ist denen in den meisten Fällen egal, wo man arbeitet – Hauptsache man macht seinen Job ordentlich!
Während Corona haben wir alle ja gelernt, wie gut mobiles Arbeiten und Homeoffice funktionieren können. Ja, der direkte soziale Kontakt zu den anderen Kollegen könnte fehlen. Aber da „meine Abteilung“ sowieso über ganz Deutschland verteilt ist, arbeiten wir generell über Videokonferenzen und Remote-Tools.
Dies könnte allerdings vor allem in Deutschland problematisch sein. Das leidige Mobilfunkthema kennt bestimmt jeder 🥴!
Da ich mich aber gerne auch mal im (europäischem) Ausland aufhalte, kann das Problem bis auf sehr wenige weiße Flecken irgendwo „im Gebüsch“ reduziert werden. Mobilfunk-Prepaid gibt es fast überall zum „Schnäppchenpreis“. In Lettland zum Beispiel für 4,99 € / Woche für unbegrenztes (!) Volumen.

Ebenso verhält es sich auch mit dem TV-Angebot. Ich habe zwar eine SAT-Schüssel mit Receiver und auch eine gute DVBT-Anlage, diese allerdings beides bisher nie benutzt., da dank Amazon-Fire-Stick Fernsehen bzw. Streaming sprichwörtlich überall möglich ist.
Die Versorgung mit Wärme und Strom ist auch ziemlich unproblematisch.
Ohne Nutzung des großen 32″-Monitors für die Arbeit, sondern nur zum abendlichen Fernsehen, reicht die Leistung der 700W-Solaranlage mit den 200Ah-Li-Akkus vollkommen aus um von der Stromseite autark zu sein. Um wegen Stromproblemen keinen Stress mit der Arbeit zu bekommen, nutze ich trotzdem sicherheitshalber Stellplätze mit (pauschalen) Stromanschluss.
Dadurch und Dank der neuen TRUMA-Heizung, die außer GAS-Betrieb auch elektrisch funktioniert, ist immer für Wärme und heißes Wasser gesorgt.
Auf eine Klimaanlage habe ich wegen des hohen Stromverbrauchs (vorerst) verzichtet.
Die Versorgung mit Propan-Gas ist in Deutschland recht unproblematisch, wenn auch mittlerweile teurer als „früher“. Niemand weiß warum, denn Propangas ist eigentlich ein Abfallprodukt der Offshore-Erdgasförderung und somit unabhängig von irgendwelchen (russischen) Importen. Im Ausland kann ein Universal-Adapter-Set meistens weiterhelfen. Manche Länder, wie zum Beispiel Spanien, haben allerdings eigene spezielle Gasflaschen. Diese zu besorgen kann (!) ein Thema sein. Aber auch dies ist an sich kein unlösbares Problem.
Ein weiteres Thema, auf das ich angesprochen wurde ist das „Post-Problem“. Die meiste Kommunikation läuft mittlerweile sowieso über Email und Internet. Für alles andere habe ich eine tolle Hilfe, die mir eventuelle Post scannt und zusendet. Dies sind aber größtenteils Ausnahmefälle.
Ebenso das Melde-Adress-Thema, was so eigentlich fast nur in Deutschland existiert. Dort braucht das Finanzamt, die Versicherungen und diverse Behörden noch eine solche Meldeadresse. Andere Länder, wie Estland, sind da weit fortschrittlicher als unsere Bürokratie-Monster. Ich bin aktuell bei einem sehr lieben Menschen „gemeldet“, um so den Bürokraten gerecht zu werden.

Hier noch ein wenig Statistik von 393 Übernachtungen im Schätzchen:

ÜBERNACHTUNGANZAHL
Campingplatz42
frei stehend168
Landvergnügen4
Parken57
Privatgelände147
Stellplatz407
KOSTENSUMME
Stellplatz/Campingplatz5.770 €
Strom290 €
Wasser32
Gas1.145 €
Wäsche waschen90 €

Somit ergibt sich, an reinen „Nebenkosten“ ein Wert von ca. 283 Euro pro Monat.
Nicht eingerechnet sind Kosten für Reparaturen, TÜV und Anschaffungen (Fahrzeugkauf, Turbolader, neue Heizung, Steinschlag Windschutzscheibe, Solaranlage usw.) Auch die Kosten für Diesel (2.184,16 €) sind nicht eingerechnet, da ich diese ebenso für ein reines Hobby-Wohnmobil auch ausgeben müsste. Schließlich habe ich im vergangenem Jahr 13.042 Kilometer zurückgelegt um coole Gegenden in Deutschland und Europa zu entdecken.